Brief an die Aktionäre

Angela Titzrath – Vorstandsvorsitzende (Foto)

Angela TitzrathVorstandsvorsitzende

Sehr geehrte Damen und Herren,

mitten in Europa wird wieder Krieg geführt. Als russische Truppen in den Morgenstunden des 24. Februar 2022 völkerrechtswidrig die Ukraine überfielen, waren HHLA-Beschäftigte im Hafen von Odessa gerade dabei, zwei Schiffe abzufertigen. Sie haben diese Aufgabe im Interesse unserer Kunden zuverlässig zu Ende gebracht, ungeachtet der Sorge um ihre Angehörigen und der Ungewissheit über ihre eigene Zukunft und die ihres Landes. Diese Haltung verdient Respekt. Die Schiffe konnten Odessa verlassen, ehe die ukrainischen Behörden den Hafen schlossen. Unsere erste Sorge galt danach unseren 480 Beschäftigten und ihren Angehörigen in Odessa. Dabei setzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der HHLA in Hamburg ein beeindruckendes Zeichen für gelebte Solidarität. Nur eine Woche nach Kriegsausbruch wurden Beschäftigte unseres Container Terminal Odessa (CTO) und deren Angehörige nach Hamburg geholt. Mehrheitlich kamen sie hier bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der HHLA unter.

Die aktuell herausfordernde Situation ist nur zu bewältigen, wenn alle Teilnehmer in der logistischen Lieferkette kooperieren.

Der Betrieb auf unserem Terminal ist nach wie vor weitgehend eingestellt. Natürlich verfolgen wir mit besonderer Sorge die Nachrichten über militärische Angriffe auf Odessa. Ein Großteil der Investitionen in Höhe von 170 Mio. Dollar, die zwischen 2001 und heute getätigt wurden, war bereits mit Ende des Geschäftsjahres 2020 amortisiert. Die HHLA hat den CTO darüber hinaus gegen politische Risiken durch Abschluss von Bundesgarantien für Direktinvestitionen im Ausland abgesichert. Diese decken im Kriegs- oder Enteignungsfall sowie bei Bruch von rechtsverbindlichen Zusagen staatlicher oder staatlich kontrollierter Stellen einen wesentlichen Teil der aktuellen Vermögenswerte des CTO ab. Aber nicht nur wegen der Schließung des Terminals in Odessa trifft uns dieser mit nichts zu rechtfertigende Krieg. Um die von der EU gegen Russland verhängten Sanktionen durchzusetzen, sind auch im Hamburger Hafen Maßnahmen wirksam geworden. So werden inzwischen an den Terminals der HHLA keine Container mehr umgeschlagen, die aus Russland kommen bzw. dorthin gehen sollten. Das gilt auch für Ladung, die mit der Bahn oder dem Lkw transportiert wird. Die HHLA folgt damit dem Beispiel von Terminalbetreibern in anderen europäischen Häfen. Durch die Eskalation des Russland-Ukraine-Konflikts haben sich die ohnehin in Folge der Corona-Pandemie bestehenden Unsicherheiten im gesamtwirtschaftlichen Umfeld verstärkt. Die seit Monaten andauernden massiven Schiffsverspätungen infolge gestörter Lieferketten haben zu einem Containerstau auf unseren Hamburger Terminalanlagen geführt. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie hat die HHLA durch Umsichtigkeit und Disziplin die Stabilität des Betriebs aufrechterhalten und damit ihren Versorgungsauftrag für Unternehmen und Verbraucher erfüllt. Wir haben zusätzliche Flächen aktiviert, um Container abzustellen, und arbeiten mit einer Hochlast an Personal und Technik sowie verschiedene betriebliche Maßnahmen daran, um die Anforderungen unserer Kunden zu erfüllen. Die aktuell herausfordernde Situation ist allerdings nur zu bewältigen, wenn alle Teilnehmer in der logistischen Lieferkette kooperieren.

Ungeachtet der beschriebenen Umstände ist die HHLA gut in das Geschäftsjahr 2022 gestartet. An den HHLA-Containerterminals lag die umgeschlagene Menge insgesamt um 3,7 Prozent höher als im Vorjahr, in Hamburg sogar 5,5 Prozent über dem Vorjahr. Dies ist bemerkenswert, weil in anderen europäischen Häfen wie Rotterdam oder Antwerpen der Umschlag im selben Zeitraum rückläufig war. Auch das Intermodalsegment verzeichnete ein Mengenplus von 3,1 Prozent und konnte die Umsatzerlöse um 11,3 Prozent steigern. Auf Basis dieser Entwicklung gehen wir davon aus, dass wir die in unserem Ausblick für das Geschäftsjahr 2022 prognostizierten Ziele erreichen. Dies hängt jedoch von möglichen Einflüssen auf die globale Wirtschaft durch eine Verschärfung des Krieges in der Ukraine ab.

Obwohl wir schwierige, beunruhigende Zeiten erleben, werden wir die Chancen des digitalen Wandels und der klimaneutralen Transformation weiter entschlossen und konsequent nutzen, um die HHLA in eine nachhaltig wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft zu führen.

Ihre

Angela Titzrath – Vorstandsvorsitzende (Foto)

Angela Titzrath
Vorstandsvorsitzende