Brief an die Aktionäre
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) hat ungeachtet kritischer Einflüsse in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 ein positives Ergebnis erwirtschaftet. Wir sind deshalb zuversichtlich, dass wir unsere angestrebten Ziele für das gesamte Geschäftsjahr in den prognostizierten Bandbreiten erreichen werden. Angesichts der äußeren Rahmenbedingungen, deren teilweise dynamische Veränderungen wir nicht beeinflussen können, ist das eine besondere Leistung.
Weder der Hamburger Hafen noch die HHLA oder der CTT werden an China verkauft. Die HHLA bleibt ein eigenständiges, börsennotiertes Unternehmen.
Denn der Krieg in der Ukraine, die hohen Energiepreise, steigende Personal- und Beschaffungskosten sowie die zunehmenden Tendenzen einer Rezession wirken sich auch auf unser Geschäft aus. Nach wie vor gibt es Störungen in den Lieferketten, allerdings nicht mehr so stark wie in der ersten Jahreshälfte. Durch einen hohen und zuverlässigen Einsatz von Personal und Technik auf unseren Hamburger Anlagen ist es gelungen, den Schiffsstau in der Deutschen Bucht deutlich abzubauen. Allerdings stauen sich auf unseren Terminalanlagen nach wie vor Container. Daraus resultieren zwar anhaltend hohe Lagergelderlöse, die sich auf unser Geschäftsergebnis positiv auswirken. Doch die lange Verweildauer von Containern auf unseren Anlagen führt zu zusätzlichen Aufwänden, die zunehmend kostenintensiver werden. Die Verzögerungen in den Lieferketten, die sich bis ins Hinterland auswirken, beeinträchtigen zudem die Transporte aller Intermodalanbieter, wie auch unserer Bahntochter METRANS. Diese hat trotzdem erneut einen wichtigen Beitrag zu unserem Ergebnis beigesteuert.
Ungewöhnlich heftig wurde die HHLA in die politische Auseinandersetzung um das künftige Verhältnis Deutschlands zu China hineingezogen. Unsere vor über einem Jahr getroffene Vereinbarung zum Verkauf eines Minderheitsanteils in Höhe von 35 Prozent an der Betriebsgesellschaft der HHLA Container Terminal Tollerort GmbH (CTT) an das chinesische Unternehmen COSCO SHIPPING Ports Limited (CSPL) stieß während des Investitionsprüfungsverfahrens in Teilen der Bundesregierung auf Ablehnung. Unsere Argumente, dass es sich hierbei nicht um einen Verkauf von kritischer Infrastruktur an ein chinesisches Staatsunternehmen handelt, sondern um eine Minderheitsbeteiligung an einer Betriebsgesellschaft, CSPL auch keinen Zugang zu sensiblen IT- und Kundendaten erhält, blieben weitestgehend unberücksichtigt. Die Symbolkraft des Hamburger Hafens wurde stattdessen genutzt, um die geplante Kooperation in einer sich zuspitzenden politischen Debatte zu instrumentalisieren.
Ich bin vor diesem Hintergrund dem Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Peter Tschentscher sehr dankbar, dass er die Vorteile einer CSPL-Minderheitsbeteiligung am CTT für den maritimen Standort Hamburg und die Exportnation Deutschland insgesamt gegen heftige Kritik aus Berlin verteidigt hat. In sachlich-konstruktiven Gesprächen mit der Bundes-regierung gelang es schließlich, einen politischen Kompromiss zu finden. Danach darf sich CSPL unter Auflagen mit bis zu 25 Prozent an der CTT-Betriebsgesellschaft beteiligen. Ich darf Ihnen nochmals versichern: Weder der Hamburger Hafen noch die HHLA oder der CTT werden an China verkauft. Die HHLA bleibt ein eigenständiges, börsennotiertes Unternehmen.
Wir werden unsere auf Wachstum und Nachhaltigkeit ausgerichtete Strategie weiter entschlossen umsetzen. Dass wir uns dabei auf einem erfolgreichen Weg befinden, belegt die Auszeichnung mit dem Nachhaltigkeitspreis „Sustainable Impact Award“ in der Kategorie „Impact on Earth“ für das Unternehmen HHLA und seine ganzheitliche Unternehmensstrategie „Balance Logistics“. Über 70 Unternehmen aus ganz Deutschland hatten sich um den Preis beworben.
Einen Beitrag zu einer sicheren und klimafreundlichen Energieversorgung leistet die HHLA auch im Rahmen der strategischen Energiepartnerschaft zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Deutschland. Auf dem Container Terminal Altenwerder wurde dazu die erste Testlieferung von Wasserstoff in Form von Ammoniak umgeschlagen. Gesellschaftliche Verantwortung nehmen wir auch wahr, indem wir 23 jungen Menschen seit August eine Ausbildung bzw. ein duales Studium ermöglichen. Insgesamt bilden wir derzeit 89 Nachwuchskräfte in unterschiedlichen Berufen aus. Sie sind eine wertvolle Investition in die Zukunft der HHLA.
Ihre
Angela Titzrath
Vorstandsvorsitzende