Gesamtwirtschaftliche Entwicklung
Die weltwirtschaftliche Aktivität ist infolge der Coronavirus-Pandemie im ersten Halbjahr drastisch gesunken. Die konjunkturellen Auswirkungen waren nach aktuellen Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) sogar noch negativer als zuletzt erwartet. Während in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften der Konjunktureinbruch im ersten Halbjahr historische Dimensionen erreicht hat, fällt der Rückgang in den Schwellen- und Entwicklungsländern insgesamt aufgrund der Entwicklung in China nicht ganz so massiv aus. Die chinesische Wirtschaft hat sich bereits von ihrem Tiefpunkt gelöst: Das Statistikamt in Peking meldete nach einem Rückgang von 6,8 % im ersten Quartal für das zweite Quartal wieder einen Anstieg der Wirtschaftsleistung von 3,2 %. Dagegen ist in den übrigen Schwellenländern wie Brasilien und Russland das Coronavirus noch nicht eingedämmt und die konjunkturelle Talsohle noch nicht durchschritten. Zudem hat der weltweite Konjunktureinbruch den Ölpreis gravierend sinken lassen und die Ölproduzenten zu massiven Produktionskürzungen veranlasst. Die Schätzungen der Weltbank für das Wachstum des russischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten Quartal 2020 liegen noch bei 1,6 %, allerdings wird sich das ganze Ausmaß voraussichtlich erst in der Wachstumsrate für das zweite Quartal niederschlagen. Auch der Welthandel spiegelt die Folgen der Pandemie wider: Nach Schätzungen des IWF schrumpfte das globale Handelsvolumen im ersten Quartal 2020 um 3,5 %.
In der Europäischen Währungsunion haben die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zum größten Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität seit Bestehen des Wirtschaftsraums geführt. Obwohl die Beschränkungen im Wesentlichen erst im März in Kraft traten, betrug der Rückgang des BIP nach Schätzung von Eurostat bereits in den ersten drei Monaten 2020 3,1 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Für das zweite Quartal deuten die konjunkturellen Frühindikatoren des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) auf einen zweistelligen Rückgang mit über 13 % hin. Außerhalb der Eurozone fiel der konjunkturelle Rückgang im mittel- und osteuropäischen Raum vor allem in Polen und Ungarn im ersten Quartal 2020 mit einem Rückgang um jeweils 0,4 % gegenüber dem Vorquartal glimpflich aus. Im Vergleich zum Vorjahr verschlechterte sich in Polen die Dynamik des Wirtschaftswachstums auf 1,7 % und in Ungarn auf 2,0 %. Das tschechische BIP schrumpfte in den ersten drei Monaten 2020 im Vergleich zum Vorquartal um 3,3 % und im Vergleich zum Vorjahr um 2,0 %. In Deutschland markiert die Coronavirus-Pandemie den schärfsten Einbruch der Wirtschaftsleistung seit Bestehen der Bundesrepublik. Im ersten Quartal 2020 schrumpfte die wirtschaftliche Aktivität um 2,3 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Nach Einschätzung des IfW zeichnet sich für das zweite Quartal sogar ein drastischer Rückgang des BIP von rund 12 % ab. Die Stimmungsindikatoren deuten aber darauf hin, dass der Tiefpunkt der Krise überwunden ist. Dies spiegelt sich auch im deutschen Außenhandel wider. Zwar lagen im Zeitraum Januar bis Mai 2020 die Ausfuhren 14,1 % und die Einfuhren 10,3 % unter dem Vorjahresniveau, im Mai wurde jedoch wieder ein Anstieg der Exporte (+ 9,0 %) und Importe (+ 3,5 %) im Vergleich zum Vormonat verzeichnet.