Brief an die Aktionäre
Sehr geehrte Damen und Herren,
als Amerika noch nicht entdeckt war, wussten die Europäer bereits die Vorzüge des freien Warenaustausches zu schätzen. Im 13. Jahrhundert hatte sich mit der Hanse ein Handelsverbund formiert, dem in seiner Hochzeit etwa 200 Binnen- und Seestädte angehörten. Weitsichtige Kaufleute nutzten die Vorteile der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Der florierende Handel führte zu Wohlstand und Reichtum, der in der wunderbaren typischen Backsteinarchitektur der Hafenstädte an Nord- und Ostsee seine Spuren hinterlassen hat. Die Bedeutung der Hanse reichte jedoch darüber hinaus. Sie war eine Kulturgemeinschaft, eine Geisteshaltung und Lebensform jenseits nationaler Grenzen und religiöser Gegensätze.
Aktuell werden Eigenschaften „hansischen Denkens“, wie das der frühere Hamburger Bürgermeister Henning Voscherau einmal treffend bezeichnet hat, einem heftigen Stresstest unterzogen. Neuer Nationalismus, Protektionismus und Zollkriege bedrohen die bewährte Ordnung des Multilateralismus und freien Handels.
Bisher haben sich die wachsenden Spannungen in den globalen Handelsbeziehungen nicht auf unser Geschäft ausgewirkt. Die Ergebnisse im ersten Halbjahr liegen auf dem von uns geplanten hohen Niveau. Umsatz und EBIT konnten wir erneut leicht steigern. Wir gehen weiterhin davon aus, dass wir die für das Gesamtjahr prognostizierten Ziele sicher erreichen. Diese Zuversicht speist sich nicht nur aus dem Halbjahresergebnis, über das Sie sich in diesem Bericht ausführlich informieren können. Die HHLA verfügt auch über ausreichend Wissen und Erfahrung, um die Herausforderungen eines volatilen Marktes zu managen. Schwerer lassen sich für uns Auswirkungen politischer Entscheidungen steuern, die bereits heute die wirtschaftliche Stabilität gefährden. Wir verfolgen die Entwicklungen in unserem Marktumfeld weiterhin aufmerksam und werden mögliche Veränderungen bei unseren Planungen für das Jahr 2019 berücksichtigen.
Unterdessen setzen wir konsequent unsere Strategie mit dem Ziel um, die Zukunftsfähigkeit und Gestaltungskraft der HHLA zu stärken. Dazu zählt, dass wir in unserem Kerngeschäft kontinuierlich Produktivität, Qualität und Wettbewerbsfähigkeit weiter verbessern. Die HHLA ist der Garant dafür, dass der Hamburger Hafen im Wettbewerb der europäischen Seehäfen eine führende Position behaupten kann. Ungeachtet der nach wie vor offenen Frage, wann die Fahrrinne der Elbe angepasst wird, gehört die Abfertigung von Schiffen mit einer Kapazität von über 20.000 TEU an unseren Terminalanlagen Burchardkai und Tollerort inzwischen zum Alltag. Wir vertrauen weiterhin auf die Zusage der Verantwortlichen, dass die Baggerarbeiten noch in diesem Jahr beginnen werden.
Ohne das Infragestellen des Bestehenden und die Bereitschaft zur Veränderung wird der Standort sich im Wettbewerb nicht behaupten können. Wir begrüßen daher, dass Vertreter des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg Vorschläge zur Zukunft des Hamburger Hafens und zu Möglichkeiten einer engeren Kundenbindung unterbreitet haben. Nach unserer Auffassung sollten diese einen Beitrag zu einem signifikanten Mengenwachstum im Hafen leisten, Arbeitsplätze sichern und den Wertbeitrag der HHLA für die Aktionäre weiter erhöhen.
Die HHLA hat ihrerseits inzwischen die unternehmerische Verantwortung beim größten estnischen Terminalbetreiber Transiidikeskuse AS (TK) übernommen. Dies ist ein erster, wichtiger Schritt bei der Umsetzung unserer Strategie. Gemeinsam mit einer motivierten Belegschaft im Hafen von Muuga wollen wir die Potenziale des Standorts für die HHLA insgesamt nutzen. Hamburg und die estnische Hauptstadt Tallinn verbindet eine lange Tradition als Hansestädte. Mit unserem Engagement wollen wir den Geist „hansischen Denkens“ neu beleben.
Ihre
Angela Titzrath
Vorstandsvorsitzende