Brief an die Aktionäre
Sehr geehrte Damen und Herren,
seit fast 40 Jahren fertigen wir an unserem Hamburger Containerterminal Tollerort chinesische Schiffe ab. Der erste Frachter, der im August 1982 festmachte, war 170 Meter lang, 28 Meter breit und konnte etwa 1.200 Standardcontainer (TEU) laden. Kein Vergleich zu dem, was heute die Containerschiffe unseres langjährigen Kunden COSCO Shipping transportieren können. Deren Kapazität liegt über 20.000 TEU und es ist jedes Mal faszinierend zu beobachten, wie so ein 400 Meter langer Stahlkoloss an die Kaikante bugsiert wird. Die Größenentwicklung spiegelt nicht nur den technischen Fortschritt im Schiffsbau wider, sondern ist auch eine Folge des stark gewachsenen Warenverkehrs auf den Weltmeeren. China spielt dabei für Hamburg eine ganz wesentliche Rolle. Etwa 30 Prozent aller im Hafen umgeschlagenen Container kamen im vergangenen Jahr aus dem Reich der Mitte bzw. wurden dorthin transportiert.
In einer zunehmend vernetzten Welt ist eine starke internationale Zusammenarbeit die Voraussetzung, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, etwa bei der Bewältigung des Klimawandels.
China hat sich in den vergangenen 50 Jahren zu einer Weltmacht entwickelt. Mit dem ambitionierten Seidenstraßenprojekt investiert die Regierung in Peking in vielen Ländern in die Infrastruktur, sei es in Häfen, Straßen, Schienen, Pipelines oder Flughäfen. Wir als HHLA wollen ein aktiver und gestaltender Teil dieses Netzwerkes sein. Gerade für uns hier in Hamburg, das sich als Tor zur Welt versteht, sollte es ein Ansporn sein, ein zentraler Knotenpunkt in diesem Netzwerk zu sein. In Deutschland beginnt und endet die Seidenstraße in der Freien und Hansestadt. Auch deshalb, meine Damen und Herren, wollen wir die langjährige Kooperation mit unserem chinesischen Geschäftspartner COSCO vertiefen. Wir haben dem Terminalbetreiber COSCO Shipping Port Limited (CSPL) eine Minderheitsbeteiligung an unserem Containerterminal Tollerort angeboten. Die Verhandlungen darüber werden demnächst zu einem erfolgreichen Abschluss kommen. Durch den Ausbau der Zusammenarbeit wird die Wettbewerbsposition der HHLA, des maritimen Standorts Hamburg und des Industrielandes Deutschland gestärkt sowie Beschäftigung gesichert.
In einer zunehmend vernetzten Welt ist eine starke internationale Zusammenarbeit die Voraussetzung, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, etwa bei der Bewältigung des Klimawandels. Die HHLA ist ein führender europäischer Logistikkonzern. Unser Heimathafen bleibt Hamburg, wir sind in Europa zu Hause und in der Welt unterwegs. Unsere Consulting-Tochter HPC zum Beispiel beteiligt sich aktuell sehr aktiv am Wiederaufbau des Hafens von Beirut, der vor einem Jahr durch die Detonation von hochexplosiven Ammoniumnitrat zerstört wurde. Wir wollen Zukunft aktiv gestalten. Deshalb freuen wir uns besonders, dass wir zu den von der Bundesregierung 62 ausgewählten Projekten gehören, die im Rahmen der deutschen Wasserstoffstrategie gefördert werden. Wir setzen damit unsere auf Wachstum ausgerichtete Strategie konsequent um. Neues kann aber nur entstehen, wenn wir in unseren Kerngeschäftsfeldern erfolgreich bleiben. Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres ist uns dies gelungen. Sowohl beim Containerumschlag als auch insbesondere beim Containertransport verzeichnen wir verbesserte Ergebnisse im Vergleich zum Vorjahr, das allerdings stark durch die Coronavirus-Pandemie geprägt war. Bei den Umsatzerlösen konnten wir wieder an das Niveau vor der Pandemie anknüpfen. Vor diesem Hintergrund haben wir unsere Prognose für die Entwicklung von Containertransport und Umsatzerlösen im Teilkonzern Hafenlogistik und Konzern für 2021 angehoben. Wenngleich wir von den anhaltenden Störungen der globalen Lieferketten profitiert haben, unternehmen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angesichts nach wie vor massiver Schiffsverspätungen große Anstrengungen, um unserer Verantwortung bei der zuverlässigen Versorgung von Verbrauchern und Unternehmen gerecht zu werden. „Wir versorgen Deutschland und Europa“ – dies ist und bleibt unsere Aufgabe.
Ihre
Angela Titzrath
Vorstandsvorsitzende