Branchenumfeld

Der globale Containerverkehr entwickelte sich unerwartet schwach. Hatte das Markt­forschungs­institut Drewry im Sommer für das zweite Quartal 2015 noch einen Zuwachs im weltweiten Containerumschlag von 4,3 % prognostiziert, lag der tatsächliche Aufkommens­zuwachs für diesen Zeitraum nach aktueller Daten­lage bei nur 1,6 %. Auch für das dritte Quartal signalisieren die im Oktober aufgenommenen Markt­indi­katoren ein deutlich schwächeres Umschlag­wachstum von 1,8 % als noch im Juli erwartet (4,6 %). Von der abkühlenden Kon­junk­tur sind nahezu alle Fahrt­gebiete betroffen. In China hat sich das Wachstum mit 2,3 % im zweiten Quartal gegenüber Vorjahr halbiert. Im Juli hatten die Schätzungen für denselben Zeit­raum noch bei 4,9 % gelegen. Für das dritte Quartal rechnen die Experten nunmehr mit einem Anstieg um 2,8 %.

Auch in den nord­west­euro­päischen Häfen haben sich die Vorzeichen im Jahres­verlauf gedreht. War Drewry bis zur Jahres­mitte noch von einer grundsätzlich positiven Ent­wicklung ausgegangen, mussten die Erwartungen deutlich nach unten angepasst werden. So wurden im zweiten Quartal 1,4 % weniger Container umgeschlagen als im Vorjahres­zeitraum. Auch für das dritte Quartal rechnet Drewry mit um 1,3 % rück­läufigen Mengen. Gleichzeitig fiel der Umschlag­einbruch in den Häfen in Skandinavien und an der Ostsee deutlich stärker aus als zunächst angenommen. Demnach verzeichnete dieses Fahrt­gebiet aufgrund des starken Mengen­einbruchs in den russischen Ostsee­häfen im zweiten Quartal einen Rück­gang um 20,5 %. Für das dritte Quartal wird eine Stabilisierung bei einem Minus von 19,6 % erwartet. Heterogen entwickelten sich die großen Containerhäfen der Nord­range. Während in Rotter­dam und Antwerpen von Januar bis September 9,3 Mio. TEU (+ 1,0 % ggü. Vorjahr) bzw. 7,3 Mio. TEU (+ 8,0 % ggü. Vorjahr) umgeschlagen wurden, setzte sich der Abwärts­trend in den bremischen Häfen fort. Insgesamt wurden dort in den ersten neun Monaten 4,2 Mio. TEU umgeschlagen (- 3,7 % ggü. Vorjahr). Allerdings verlangsamte sich das Wachstum auch in Rotterdam und Antwerpen im dritten Quartal deutlich: Antwerpen lag mit 5,2 % spürbar unterhalb den hohen Wachstums­raten der ersten beiden Quartale, die u.a. aus Mengenverlagerungen von Zeebrügge nach Antwerpen resultierten. Rotterdam verzeichnete nach Zuwächsen in den ersten sechs Monaten zwischen Juli und September sogar ein Minus von 4,2 % gegenüber dem Vorjahres­zeitraum.

Der europäische Schienengüterverkehr entwickelte sich im ersten Halbjahr insgesamt rückläufig. Die transportierte Menge lag im ersten Quartal 2015 4,1 % unter Vorjahr. In Mittel- und Osteuropa wurden in den ersten drei Monaten 3,2 % weniger Güter auf der Schiene befördert. Im zweiten Quartal stabilisierte sich die Entwicklung, fiel aber mit einem Minus von 2,9 % bzw. 1,1 % immer noch negativ aus. Nach Angaben von Eurostat schlug der Rückgang in der Transportleistung – als Produkt aus Transportmenge und Transportentfernung – auf europäischer Ebene nicht so stark durch und verbesserte sich im zweiten Quartal leicht. In Mittel- und Osteuropa konnte die Transportleistung sogar nach dem Rückgang im ersten Quartal wieder ausgedehnt werden.

Der Schienengüterverkehr in Deutschland wurde maßgeblich durch den Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn im Frühjahr belastet. Im ersten Halbjahr ging das Transportaufkommen laut Destatis im Vergleich zum Vorjahr spürbar um 3,0 % zurück. Während es in den Monaten Januar bis Mai nur Rückgänge gegeben hatte, lag die transportierte Menge im Juni 2015 12,4 % über dem Vorjahresmonat. Die Transportleistung verringerte sich in den ersten sechs Monaten insgesamt nur leicht um 1,1 %. Besonders hoch fiel im ersten Halbjahr der Rückgang im Kombinierten Verkehr aus. Das Beförderungsvolumen brach um 13,6 % ein. Im Juni lag die transportierte Menge jedoch nur noch 0,5 % unter dem Vorjahresmonat.