Vorwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Jahr 2023 bleibt wie erwartet ein sehr herausforderndes für die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Die weltweite Konjunkturabkühlung und die schwache Binnennachfrage vieler Länder bremsen die erwartete Erholung nach der Pandemie weiter aus. Zugleich wird die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland von den Nachwirkungen der Energiekrise und der restriktiven Geldpolitik stärker beeinträchtigt als zunächst erwartet. Entsprechend haben mehrere Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognosen zuletzt nach unten korrigiert, jüngst auch der Internationale Währungsfonds. Der anhaltende Krieg in der Ukraine, geopolitische Spannungen, Inflation und steigende Zinsen bringen weiter Unsicherheit mit sich und belasten das Kaufverhalten von Verbrauchern und Industrie.
Wie viele andere Akteure in den weltweiten Lieferketten spüren auch wir die Auswirkungen als europäisches Logistikunternehmen unmittelbar. So hat sich die im ersten Quartal verzeichnete konjunkturbedingt stark rückläufige Mengenentwicklung auch im zweiten Quartal fortgesetzt. In der Folge ist der Containerumschlag an den Terminals der HHLA im ersten Halbjahr 2023 deutlich zurückgegangen. Die Intermodalgesellschaften der HHLA verzeichneten im ersten Halbjahr dagegen nur einen moderaten Rückgang der Transportmenge, konnten die Gesamteffekte allerdings nicht kompensieren. Insbesondere vor dem Hintergrund der daraus resultierenden Ergebnisbelastungen in den ersten sechs Monaten sowie deutlich eingetrübter Aussichten auf das verbleibende Jahr hat die HHLA ihren Ausblick für das Geschäftsjahr 2023 angepasst.
Angesichts dieser herausfordernden Rahmenbedingungen hat die HHLA ihre Kostendisziplin nochmals verstärkt. Ausgaben und Projekte werden eingehend auf ihre Notwendigkeit hin überprüft und, soweit nicht dringend erforderlich, verschoben. Beabsichtigt sind Einsparungen mit sofortiger Wirkung. Unabhängig von den widrigen Marktgegebenheiten treibt die HHLA ihr umfassendes Effizienzprogramm für die Hamburger Terminals weiter voran. Diese Maßnahmen stärken die dauerhafte Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Dazu zählt die konsequente Beibehaltung der Investitionen, die darauf abzielen, die Ertragskraft der HHLA durch die Steigerung von Effizienz und Leistungsfähigkeit langfristig zu sichern.
Die weltweite Konjunkturabkühlung trifft auch die HHLA als europäisches Logistikunternehmen unmittelbar. Wir arbeiten daher umso entschlossener daran, diese herausfordernde Zeit zu meistern und die Chancen der Zukunft erfolgreich zu nutzen.
In der Überzeugung, dass Nachhaltigkeit zu einem immer bedeutenderen Wettbewerbsfaktor wird und sich damit perspektivisch auch zunehmend in den Ergebnissen des Unternehmens zeigt, haben wir im ersten Halbjahr dieses Jahres weiter in nachhaltige Lösungen investiert. So wurden im April acht neue emissionsarme Hybrid-Van-Carrier am Hamburger Container Terminal Tollerort (CTT) in Betrieb genommen, die deutlich umweltfreundlicher sind als ihre Vorgängermodelle. Am Container Terminal Burchardkai (CTB) wurden in der ersten Jahreshälfte vier weitere umweltfreundliche Lagerkransysteme in Dienst gestellt, welche die dieselbetriebenen Van-Carrier ersetzen. International haben wir zudem in die Erweiterung des Netzwerks unserer Bahntochter Metrans investiert und setzen damit ein wichtiges Zeichen für die weitere Verlagerung von Straßentransporten auf die umweltfreundlichere Bahn. Darüber hinaus transportiert Metrans mit dem Produkt HHLA Pure bereits mehr als die Hälfte ihres Transportvolumens CO2-frei. An unserem Terminal HHLA TK Estonia haben wir den größten Solarpark im estnischen Hafen von Muuga errichtet und planen bereits dieses System zu vergrößern. In Tallinn wurde im Juni zudem die erste Phase des gemeinsamen Projektes von TK Estonia und FERNRIDE erfolgreich abgeschlossen. Die beiden Unternehmen führen das Projekt nun fort, um autonomes Fahren für den Regelbetrieb zu ermöglichen. In herausfordernden Zeiten wie diesen ist es ebenso wichtig, die Zusammenarbeit mit unseren Kunden zu stärken. Die Finalisierung der Minderheitsbeteiligung in Höhe von 24,99 Prozent von COSCO SHIPPING Ports Limited am CTT ist für uns daher ein wichtiger Schritt. Gemeinsam beginnen wir nun, den CTT zu einem bevorzugten Umschlagpunkt unseres langjährigen Kunden auszubauen.
Unser Ziel, mittelfristig ein Ergebnispotenzial von 400 Millionen Euro zu erschließen, um weiter in unsere Marktpositionen, in Neugeschäft und die Dekarbonisierung unseres Geschäftsbetriebs zu investieren, behalten wir daher bei. Zugleich verlangen insbesondere die Auswirkungen des Krieges und der weltwirtschaftlichen Entwicklung einschließlich der Zinspolitik der Notenbanken eine Überprüfung des Zeithorizonts.
Unsere Aktivitäten unterstreichen die konsequente Fokussierung der HHLA auf die Entwicklung nachhaltiger, innovativer und profitabler Logistiklösungen. Um diesen Weg mit aller Kraft fortzusetzen, brauchen wir eine verbesserte Ertragslage. Wir arbeiten daher umso entschlossener daran, die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen und die Chancen der Zukunft zu nutzen, um so gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
Ihre
Angela Titzrath
Vorsitzende des Vorstands