Gesamtwirtschaftliche Entwicklung
Laut Internationalem Währungsfonds (IWF) hat sich die weltweite konjunkturelle Erholung von der Coronavirus-Pandemie und dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine in der ersten Jahreshälfte 2023 verlangsamt. Obwohl sich die Versorgungsketten zuletzt weitgehend normalisiert und die Transportkosten und Lieferzeiten wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht haben, bestanden die Hemmnisse, die das Wachstum bereits im vergangenen Jahr belasteten, in den ersten sechs Monaten 2023 weiter fort. So blieb die Inflation weiterhin hoch und schwächte die Kaufkraft der privaten Haushalte. Auch die Straffung der Geldpolitik als Reaktion auf die anhaltend hohe Inflation bremste den wirtschaftlichen Aufschwung. Nachdem sich die Weltwirtschaft – hauptsächlich getragen durch den Dienstleistungssektor – im Frühjahr noch robust gezeigt hatte, deuteten Frühindikatoren zur Jahresmitte auf eine breite Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivitäten hin.
Während die chinesische Wirtschaft im ersten Quartal 2023 noch um 2,2 % zulegen konnte, bremste die nachlassende Nachfrage im In- und Ausland das Wirtschaftswachstum der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft im zweiten Quartal fast gänzlich aus. So stieg das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) von April bis Juni nur um 0,8 % im Vergleich zum Vorquartal an. Die schnell nachlassende Dynamik nach der Coronavirus-Pandemie erhöhte zuletzt den Druck auf die chinesische Regierung, weitere Konjunkturmaßnahmen zu ergreifen, um die Wirtschaft zu stimulieren. Gleichzeitig ist die Gefahr, durch eine zu aggressive Konjunkturförderung die Verschuldungsrisiken und die strukturellen Verwerfungen zu verstärken, gestiegen.
Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die großen europäischen Volkswirtschaften waren negativer als erwartet. Im Euroraum ist die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal überraschend um 0,1 % im Vergleich zum Vorquartal gesunken. Nachdem der Währungsraum bereits im vierten Quartal 2022 um 0,1 % geschrumpft war, befindet sich die Eurozone damit in einer sogenannten technischen Rezession. Die deutsche Wirtschaft leidet nach Einschätzung des IWF vor allem unter der gegenwärtigen Schwäche der Industrie als Folge der hohen Energiepreise. Zudem bekomme die Bundesrepublik den schwachen Welthandel zu spüren. Dies spiegelt sich auch im deutschen Außenhandel wider: Während die Exporte von Januar bis Mai 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,5 % gesteigert werden konnten, gaben die Ausfuhren im Mai 2023 gegenüber dem Vormonat um 0,1 % nach. Die Importe verzeichneten in den ersten fünf Monaten einen Rückgang um 2,7 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.