50 Jahre Container im Hamburger Hafen
Der Container hat die Transportlogistik weltweit revolutioniert. Seit 50 Jahren beherrschen die stählernen Boxen auch den Umschlagbetrieb im Hamburger Hafen. Von hier aus setzen sie ihre Reise bis tief ins osteuropäische Hinterland fort.
Anfänge des Containers
Die ersten Container trafen im Hamburger Hafen in den 60er Jahren als zusätzliche Decksladung ein. Sie wurden mit konventionellen Schwerlastkränen von Stückgut- oder RoRo-Schiffen gehievt. Der damalige Hamburger Wirtschaftssenator und HHLA-Aufsichtsratsvorsitzende Helmuth Kern erkannte frühzeitig das Leistungspotenzial der neuen Umschlagtechnik. Auf sein Betreiben entstand im November 1965 am Burchardkai die erste Spezialanlage für den Containerumschlag. Diese Keimzelle des Containerumschlags im Hamburger Hafen war ursprünglich eine Autoverladeanlage, entwickelte sich jedoch rasant zur größten Umschlaganlage Hamburgs.
Während der Mehrzweckterminal Burchardkai bis Mitte der 60er Jahre noch hauptsächlich VW-Käfer in die USA verlud, wickelte er ab 1966 auch kombinierte Container/Stückgutdienste zur Ostküste der USA ab. Die ersten Containerbrücken Hamburgs wurden 1967 am Burchardkai, Liegeplatz 3 aufgebaut und schlugen bereits 12 bis 18 Container in der Stunde um. Das „richtige“ Containerzeitalter des Hamburger Hafens begann am 31. Mai 1968 mit der Ankunft der „American Lancer“. Das 213 Meter lange Schiff der United States Lines war das erste Vollcontainerschiff auf der Elbe. Trotz der neuen Technik war noch viel Handarbeit erforderlich, um ein paar Dutzend Boxen zu löschen. Im Herbst 1968 kamen bereits 4 bis 5 Vollcontainerschiffe pro Woche zum Burchardkai und mit dem Containerzug „Delphin“ fuhr der erste Direktzug auf einem Containerterminal ein.
Wie viel passt in einen Container?
Zeitalter der Automatisierung
Mit dem Container veränderten sich die Anforderungen an die dahinter liegende Logistik. Der Hafen benötigte viele größere, freiere Stau- und Stapelflächen und wendige Flurförderfahrzeuge, die mit ihren Greifern die Container zwischen Kaikante, Zwischenlager und Lkw umsetzen. Der Terminal am Burchardkai wurde fortwährend ausgebaut und erweitert, um mit der sich exponentiell entwickelnden Umschlagsmenge mithalten zu können. 1970 befreite eine neue Hafenordnung die HHLA von allen hoheitlichen Aufgaben. HHLA war nun nicht mehr für den Bau und die Instandhaltung von Kaimauern und Hafenbecken verantwortlich. Diese Aufgaben übernahm die Stadt. Im freien Wettbewerb zwischen den Unternehmen der Hafenwirtschaft konnte sich die HHLA auf den Aufbau der Suprastruktur konzentrieren: Gebäude, Kräne, Containerbrücken.
1972 standen am Burchardkai sechs Containerbrücken an sechs Liegeplätzen zur Verfügung. Zudem erhielt der Terminal einen modernen Container-Bahnhof. Die HHLA setzte beim Ausbau des Burchardkai auf Zukunftstechnologie: Bereits 1975 führte die HHLA ein interaktives Dialogsystem zur Containerverwaltung auf den Lagerflächen ein. Am CTB gab es elektronische Datenverarbeitung, während anderenorts noch Formulare und Stempel vorherrschten. Auch der Mitte der 80er Jahre etablierte Datenfunk zwischen Van-Carrier und Containerstandort war eine Weltpremiere. Ab Mitte der neunziger Jahre wurden Satellitendaten zur genauen Positionierung der Container im Lager eingesetzt.
Nach dem Kauf des Container Terminal Tollerort 1996 setzte die HHLA weiter auf Expansion. Am Reißbrett entstand das Container Terminal Altenwerder. Angesichts eines kontinuierlichen Nachfragewachstums stieß der konventionelle Terminalbetrieb zunehmend an Kapazitätsgrenzen. Automatisierung wird zum Schlüssel für den Erfolg. Drei innovative Bausteine der Terminaltechnologie – Containerbrücken mit Zweikatz-System, selbstfahrende AGV (Automatic Guided Vehicles) sowie ein Blocklager mit schienengeführten Portalkränen (RMG) – sollten zusammen geführt werden. Jedes Element war für sich erprobt, aber noch nie in dieser Kombination eingesetzt worden. Ebenso verhielt es sich mit der Terminal-Software, bei der zwar auf einzelne Bausteine zurückgegriffen werden konnte, das Herzstück jedoch, das Steuerungssystem für den Gesamtbetrieb, musste aber gänzlich neu entwickelt werden. Für das Projekt wurden alle technischen Möglichkeiten ausgelotet sowie alle Abläufe durch Computersimulationen getestet.
Als der HHLA Container Terminal Altenwerder 2002 den Betrieb aufnahm, gilt er weltweit als "State of the art". Das kompakte Layout ist noch heute wegweisend für den Containerumschlag. Eine hochmoderne Technik und innovative IT-Systeme gewährleisten das effiziente Löschen und Laden insbesondere von großen Containerschiffen. Als ebenso richtige wie wichtige Entscheidung erwies sich der Bau eines großen Containerbahnhofs mit 700 Meter langen Gleisen. Zusammen mit dem benachbarten Logistikzentrum bildet dieser auf knapper Fläche eine hochleistungsfähige, kompakte Containerdrehscheibe.
50 Jahre Containerumschlag bei der HHLA
1968
Das erste Vollcontainerschiff, die „American Lancer“, wird im Hamburger Hafen abgefertigt. Im Herbst kommen bereits vier bis fünf Vollcontainerschiffe pro Woche zum Burchardkai. Mit dem Containerzug „Delphin“ fährt der erste Direktzug auf einem Containerterminal ein.
1972
Die ersten Vollcontainerschiffe im wöchentlichen Dienst von und nach Asien werden am Container Terminal Burchardkai (CTB) abgefertigt. Dafür stehen sechs Containerbrücken an sechs Liegeplätzen bereit.
1975
Das interaktive Dialog-System CLOU, mit dem sich die Container besser verwalten lassen, wird am CTB eingeführt. Die elektronische Datenverarbeitung übernimmt schrittweise die Steuerung von Prozessen und später auch von Großgeräten.
1984
Einrichtung von Datenfunksystemen, mit deren Hilfe die Stellung der Container durch Van-Carrier perfektioniert wird.
1992
Der erste HHLA-Containerzug rollt nach Osteuropa. Das Transportnetz zwischen Häfen und Hinterland wird ausgebaut, die HHLA beteiligt sich an weiteren Intermodalgesellschaften.
1995
Als erster Containerterminal der Welt setzt der Burchardkai Satellitendaten zur genauen Positionierung der Container im Lager ein.
1996
Die HHLA erwirbt den Container Terminal Tollerort (CTT).
2002
Inbetriebnahme des HHLA Container Terminal Altenwerder (CTA). Er ist bis heute die Anlage mit dem weltweit höchsten Automatisierungsgrad.
2004
Die HHLA trifft die Entscheidung zum Ausbau des CTB auf eine Kapazität von mehr als 5 Mio. TEU.
2006
Der neue Terminalbahnhof am CTB geht in Betrieb. Er erlaubt die Abfertigung von bis zu 740 Meter langen Ganzzügen.
2010
Auf dem CTB wird das neue Blocklagersystem in Betrieb genommen, die Kapazität der Anlage wird dadurch deutlich erhöht.
2012
HHLA und Deutsche Bahn strukturieren ihre Intermodalbeteiligungen neu. Während die Bahn Alleingesellschafter bei Transfracht wird, übernimmt die HHLA deren Anteile an den Bahngesellschaften Metrans und Polzug Intermodal.
2013
Am CTB beginnt der schrittweise Ausbau für den Umschlag an Containerschiffen mit einer Stellplatzkapazität von 20.000 Standardcontainern (TEU) und mehr. Weitere vollautomatische Lagerblöcke werden in Betrieb genommen.
Die HHLA-Tochter Metrans fährt mit 1.300 selbst entwickelten Waggons, die speziell auf den Containertransport per Schiene zugeschnitten sind.
2014
Metrans übernimmt die zwanzig ersten Mehrsystem-Lokomotiven. Ziel ist es, Eigentraktion und Wertschöpfung deutlich zu erhöhen.
2016
Der CTB wird mit den modernsten Tandem-Containerbrücken ausgerüstet. Sie können die Mega-Containerschiffe der neuesten Generation abfertigen.
2017
Das erste 20.000-TEU-Containerschiff, die „MOL Triumph“, wird am CTB abgefertigt.
Die Zukunft der HHLA
Anfang 2010 begann die Ära der sogenannten Mega-Schiffe. Die Reedereien lassen seither immer größere Schiffe bauen. Sie hoffen darauf, durch größere Kapazitäten höhere Skaleneffekte zu erzielen. Diese Entscheidung hat auch für Terminalbetreiber weitreichende Folgen.
Um die steigende Zahl von Schiffen mit mehr als 20.000 TEU auch künftig sicher und zuverlässig abfertigen zu können, setzt die HHLA auf nachfragegerechten Ausbau. Die großen Schiffe werden gebaut, obwohl die Volumina noch längst nicht jenes Niveau wie vor der Finanzkrise 2008 erreichen. Die HHLA hat bislang rund 400 Millionen Euro in ihren größten Terminal, dem CTB, investiert. Einen Schwerpunkt bilden die modernen Großschiffsliegeplätze mit Tandembrücken, die vier 20-Fuß-Container oder zwei 40-Fuß-Container in einer Bewegung löschen oder laden können. Auch die Kapazität wird nach Vorbild des CTA erhöht und das konventionelle Lagersystem bei laufendem Betrieb auf automatisierte Blockläger umgestellt. Im Jahr 2012 lief das erste Mega-Containerschiff , die „Marco Polo“ der Reederei CMA CGM, auf ihrer Jungfernfahrt den CTB an. Mit der MOL Triumph wurde im Juni 2017 schließlich das erste Containerschiff mit einer Kapazität von über 20.000 TEU am CTB abgefertigt. Mit Investitionen in Brückenkran- und Lagertechnik sowie den Ausbau des Containerbahnhofs am Burchardkai bereitet sich die HHLA auf die Zukunft vor. Darüber hinaus befasst sich das Unternehmen mit der Frage: Was kommt neben dem Container?
Bezeichnet das Einzugsgebiet eines Hafens.
Die Abkürzung steht für „roll-on/roll-off“ und bezeichnet ein Ladeverfahren für Güter, die in ein oder von einem Schiff gerollt bzw. gefahren werden. Bei der rollenden Ladung handelt es sich meist um Kraftfahrzeuge oder Lkws, aber auch Projektladungen werden rollend auf speziellen Aufliegern transportiert.
Krananlage zum Be- und Entladen von Containerschiffen. Um die stetig größer werdenden Schiffe abzufertigen, sind auch die jeweils neuen Containerbrücken in Höhe und Länge ihrer Ausleger deutlich gewachsen.
In der maritimen Logistik versteht man darunter eine Anlage für den Umschlag von Gütern auf verschiedene Verkehrsträger.
In der maritimen Logistik versteht man darunter eine Anlage für den Umschlag von Gütern auf verschiedene Verkehrsträger.
Fahrzeug zum Transport von Containern auf den Terminals. Der Fahrer bewegt seinen Van-Carrier über den Container, hebt diesen an und kann ihn in bis zu vier Lagen übereinanderstapeln.
Krananlage zum Be- und Entladen von Containerschiffen. Um die stetig größer werdenden Schiffe abzufertigen, sind auch die jeweils neuen Containerbrücken in Höhe und Länge ihrer Ausleger deutlich gewachsen.
Vollautomatisches, fahrerloses Transportfahrzeug, das auf dem HHLA Container Terminal Altenwerder die Container zwischen den Containerbrücken an der Wasserseite und dem Blocklager bewegt.
Bei der HHLA werden auf den Containerterminals Altenwerder und Burchardkai automatisierte Blocklager zur kompakten und effizienten Stapelung von Containern eingesetzt. Diese bestehen aus mehreren Lagerblöcken. Transport und Stauen der Boxen übernehmen Portalkräne.
Genormter 20-Fuß-Standardcontainer, der als Maßeinheit zur Zählung von Containermengen dient. Ein 20-Fuß-Standardcontainer ist 6,06 Meter lang, 2,44 Meter breit und 2,59 Meter hoch.
Transport unter Nutzung mehrerer Verkehrsträger (Wasser, Schiene, Straße), der die jeweils spezifischen Vorteile kombiniert.
Produktionswert – Vorleistungen (Materialaufwand, Abschreibungen und sonstige betriebliche Aufwendungen); die erzielte Wertschöpfung verteilt sich auf die Anspruchsberechtigten des HHLA-Konzerns wie die Beschäftigten, Gesellschafter, Darlehensgeber oder die Kommune.
Ökonomisches Gesetz, das besagt, dass Produktionssteigerungen mit Verringerungen der Stückkosten einhergehen.
Genormter 20-Fuß-Standardcontainer, der als Maßeinheit zur Zählung von Containermengen dient. Ein 20-Fuß-Standardcontainer ist 6,06 Meter lang, 2,44 Meter breit und 2,59 Meter hoch.
Eine hocheffiziente Containerbrücke, die in einer einzigen Bewegung zwei 40- oder vier 20-Fuß-Container gleichzeitig löschen oder laden kann. Die HHLA setzt solche Brücken am Container Terminal Burchardkai ein.
Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen und als Finanzinvestition gehaltene Immobilien sowie in immaterielle Vermögenswerte.