Vorwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Umfeldbedingungen des ersten Halbjahrs 2024 haben den Welthandel unvermindert stark beeinträchtigt: Die ausgeprägte Konjunkturschwäche Chinas, geopolitische Spannungen, der militärische Konflikt in Nahost und der anhaltende Krieg in der Ukraine belasteten die weltwirtschaftliche Entwicklung. Hinzu kamen unverändert hohe Energiekosten sowie steigende regulatorische Anforderungen, die sich spürbar bremsend auf die exportorientierte deutsche Industrieproduktion auswirkten. Während für die Weltwirtschaft im laufenden Jahr noch ein moderates Wachstum erwartet wird, liegen die Prognosen für die deutsche Wirtschaft bereits nahe an der Stagnation. In diesem Umfeld müssen wir als europäisches Logistikunternehmen weiter mit Volatilität rechnen und mit dieser umgehen. Eine neue Normalität, in der wir schon in den vergangenen Jahren immer wieder Bewährungsproben zu bestehen hatten.
Auch im zweiten Quartal 2024 kam es durch den militärischen Konflikt im Roten Meer und die darauffolgenden Routenänderungen zu vielen Abweichungen in den Fahrplänen seeseitiger Linienverkehre. Trotz der daraus resultierenden Anpassungsbedarfe konnte die HHLA im ersten Halbjahr 2024 einen Zuwachs in der Menge umgeschlagener Container im Konzern verzeichnen. Sowohl die Umsatz- als auch die Ergebnisentwicklung im Segment Container wurden durch die temporär erhöhten Verweildauern von Containern an den Terminals positiv beeinflusst. Die Entwicklung der Hinterlandverkehre im Intermodalsegment erholte sich im Vergleich zum ersten Quartal. Während die Verkehre durch die Störungen in den Lieferketten im ersten Quartal noch einen Rückgang verzeichneten, legten sie über den gesamten Zeitraum von Januar bis Juni gegenüber dem Vorjahr leicht zu. Auch der Umsatz entwickelte sich positiv. Dazu trugen erstmals auch die seit Juni konsolidierten Aktivitäten der österreichischen Roland Spedition GmbH bei, an der die HHLA im April eine Mehrheitsbeteiligung erwarb.
Ungeachtet aller operativen Herausforderungen haben wir auch weiter an der Modernisierung der Terminals und dem Ausbau unseres Netzwerks gearbeitet. So stellen wir am Container Terminal Burchardkai (CTB) in Hamburg derzeit im laufenden Betrieb auf die innovativsten Technologien um: automatisierte Containertransporter, neue Containerbrücken und modernste Lagerkräne. Damit wird der Burchardkai nicht nur deutlich produktiver, sondern auch klimafreundlicher. Auch die IT-Systeme richten wir auf die Zukunft aus und haben im Mai die neue Terminal-Steuerungssoftware N4 am CTB eingeführt. Ein weiterer wichtiger Pfeiler unserer Strategie ist der Ausbau unseres europäischen Netzwerks. Insbesondere unsere Bahntochter Metrans entwickelt sich hier seit Jahren sehr erfolgreich. Im zweiten Quartal haben wir uns zudem an dem bereits erwähnten österreichischen Intermodalanbieter Roland Spedition beteiligt. Damit ergänzen wir hervorragend unser bestehendes Leistungsportfolio. Zudem verdeutlichen wir so unseren Anspruch, Angebote für unsere Kunden ganzheitlich zu denken und zu entwickeln – von der Kaikante über die Schiene und Fuhre bis zum Endabnehmer.
Im Bereich Nachhaltigkeit haben wir am Container Terminal Tollerort (CTT) eine weitere Neuheit im Hamburger Hafen in Betrieb genommen: die erste Wasserstofftankstelle für Hafenfahrzeuge in einem deutschen Seehafen. Gemeinsam mit unseren Partnerunternehmen im „Clean Port & Logistics“-Cluster haben wir kürzlich ein Testfeld am CTT eröffnet, um den Einsatz wasserstoffbetriebener Fahrzeuge im operativen Betrieb zu testen. Auch am Container Terminal Altenwerder (CTA) setzen wir weiterhin auf nachhaltige und zukunftsgerichtete Logistiklösungen und -prozesse. Nachdem wir am CTA die gesamte AGV-Flotte auf elektrische Antriebe umgestellt hatten, haben wir in den vergangenen Wochen damit begonnen, unsere auf dem Terminal betriebenen Zugmaschinen zu elektrifizieren. Abschließend konnte unsere Spedition CTD im Juni die ersten elektrisch betriebenen Lkw in Betrieb nehmen.
Wir arbeiten weiter daran, die HHLA zu einem führenden Anbieter nachhaltiger, digitalisierter und vernetzter Logistiklösungen in Europa zu entwickeln.
Auch in Bezug auf die geplante Beteiligung der Reederei MSC an der HHLA sind wir im vergangenen Halbjahr vorangekommen. Seit Bekanntgabe der Transaktionspläne im September 2023 haben wir aktiv das Gespräch mit der Stadt Hamburg und MSC gesucht. Unser Ziel dabei war, die geplante Transaktion so zu gestalten, dass sie im bestmöglichen Interesse der HHLA und ihrer Stakeholder ist. Dies führte zu intensiven Gesprächen und Verhandlungen. Diese Gespräche mündeten in einem Vorvertrag für das Business Combination Agreement (BCA). Die seinerzeit noch offenen Punkte konnten wir inzwischen ebenfalls erfolgreich verhandeln.
So hat sich die HHLA mit MSC und der Stadt Hamburg auf die Inhalte des BCA geeinigt. Darin konnten wesentliche Regelungen und Zusagen für die unabhängige Weiterentwicklung der HHLA vereinbart werden. Dies betrifft zum Beispiel die Zuführung von zusätzlichem Eigenkapital in Höhe von 450 Millionen Euro, maßgebliche Zusagen für die Beschäftigten sowie die Sicherung und Fortführung der Neutralität des Geschäftsmodells, der Strategie und der Investitionsplanung. Durch diese weitreichenden Vereinbarungen ist es uns gelungen, Risiken zu mindern und Chancen für die HHLA zu sichern. Vorbehaltlich der Erfüllung aufschiebender Bedingungen soll die Transaktion im laufenden Jahr abgeschlossen werden. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts waren noch nicht alle dieser Bedingungen erfüllt.
Mit unserer strategischen Ausrichtung ist die HHLA für die Zukunft gut aufgestellt. Auch wenn die Zukunft durch die Konjunkturschwäche, aktuelle Krisen und Marktveränderungen herausfordernd erscheint und wegen grundlegend veränderter Rahmenbedingungen zu einer zeitlichen Anpassung unserer Mittelfristziele führt, sind wir von den Chancen für die HHLA überzeugt. Wir werden daher weiter daran arbeiten, die HHLA zu einem führenden Anbieter nachhaltiger, digitalisierter und vernetzter Logistiklösungen in Europa zu entwickeln.
Ihre
Angela Titzrath
Vorsitzende des Vorstands