Geschäftsbericht 2022

Vorwort

Angela Titzrath – Vorstandsvorsitzende (Foto)

Angela Titzrath

Vorsitzende des Vorstands

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Sehr geehrte Damen und Herren,

die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) ist mit ihrem Netzwerk ein wesentlicher Akteur im europäischen Logistikverbund. Ob in den Häfen von Hamburg, Tallinn, Odessa oder Triest, im Hinterland oder auf der Schiene – die HHLA erfüllt zuverlässig ihren Auftrag als Dienstleister für Unternehmen und Verbraucher in Deutschland und Europa. Diese Aufgabe haben wir auch im Geschäftsjahr 2022 unter herausfordernden Bedingungen gemeistert. Gleich zu Beginn des Jahres mussten wir in Folge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine unseren Terminal im Hafen von Odessa für den wasserseitigen Umschlag schließen. Der landseitige Betrieb konnte jedoch von einem Teil der Beschäftigten aufrechterhalten werden. Mit Hilfe unseres europäischen Netzwerks haben wir eine Landbrücke nach Odessa aufgebaut, um Güter per Bahn aus der bzw. in die Ukraine zu transportieren.

Stabilität und Sicherheit sind wichtige Voraussetzungen, damit logistische Leistungen zuverlässig erbracht werden können. Beides war im Jahr 2022 nur bedingt gegeben. In Folge des Krieges stiegen die Energiepreise signifikant an und trieben die Inflation in Deutschland auf ein Rekordniveau. Zudem liefen die globalen Wertschöpfungsketten nach wie vor nicht rund: Corona-Infektionen, Hafenschließungen in Asien und Nordamerika, massive Schiffsverspätungen, Störungen im europäischen Hinterland aufgrund von Unwetter und Baustellen sowie Tarifkonflikte wirkten sich belastend auf die Produktion der Unternehmen aus. Wegen der gestörten Lieferketten war die Verweildauer der Import- und Exportcontainer insbesondere an unseren Hamburger Terminals im Jahr 2022 deutlich erhöht. Die damit einhergehende hohe Lagerauslastung führte auf der einen Seite zu erhöhten Lagergelderlösen, welche sich in Summe steigernd auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung auswirkten. Auf der anderen Seite stellte uns die hohe Lagerlast vor große operative Herausforderungen und Kosten, denen wir uns erfolgreich gestellt haben: Durch den hohen Einsatz von Personal und Technik sowie die Anmietung zusätzlicher Lagerflächen konnten wir zur Entlastung des Gesamtsystems beitragen. Vor dem Hintergrund der beschriebenen Umstände kann die HHLA das Geschäftsjahr 2022 mit einem guten Ergebnis abschließen: Das Konzern-Betriebsergebnis (EBIT) reicht mit 220,4 Mio. Euro zwar nicht ganz an das starke Vorjahresergebnis heran, liegt aber oberhalb unserer Erwartung zu Jahresbeginn von 175 bis 210 Mio. Euro – eine Erwartung, welche die weitreichenden Folgen des Kriegsausbruchs für die globale Wirtschaft nicht beinhalten konnte. Die HHLA schließt damit das dritte Pandemiejahr in Folge mit einem Gewinn ab.

Im herausfordernden Geschäftsjahr 2022 hat die HHLA ihre Leistungsfähigkeit und Resilienz unter Beweis gestellt. In den kommenden Jahren werden wir unsere Investitionen in eine nachhaltige und innovative Logistik weiter vorantreiben.

Angela Titzrath, Vorsitzende des Vorstands

Damit die HHLA auch in Zukunft wettbewerbsfähig und wirtschaftlich bleibt, arbeiten wir im Segment Container weiter zielgerichtet an der Umsetzung eines umfassenden Effizienzprogramms für die Hamburger Terminals. Dabei investieren wir in die Zukunft des Hamburger Hafens: Am Container Terminal Burchardkai (CTB) wurde das Blocklagerkransystem planmäßig erweitert und zusätzliche Maßnahmen zur Automatisierung des Umschlagbetriebs gestartet. Mit der begonnenen organisatorischen Neuausrichtung stellen wir uns darüber hinaus zukunftsgerichtet auf und sichern nachhaltig Beschäftigung im Hafen.

In einem intensiven Wettbewerbsumfeld ist die Zusammenarbeit mit Kunden und weiteren Partnern essenzieller Faktor für den unternehmerischen Erfolg. Wir freuen uns, dass wir mit der Bundesregierung eine Einigung erzielen konnten und uns mit COSCO SHIPPING Ports Limited (CSPL) auf eine Minderheitsbeteiligung unseres langjährigen chinesischen Partners am kleinsten Container Terminal Tollerort (CTT) verständigt haben. Durch diese Beteiligung stärken wir den maritimen Standort Hamburg und den Industriestandort Deutschland und sichern auch hier nachhaltig Beschäftigung.

International investieren wir in die Stärkung unseres europäischen Netzwerks. Im Jahr 2022 haben wir unser Netzwerk durch neue Bahnverbindungen zwischen Baltikum und Bosporus erweitert. Im Hafen von Muuga können an unserem Terminal TK Estonia durch die Überführung zweier Containerbrücken vom CTB nun erstmals Schiffe mit einem Ladevolumen von 14.000 Standardcontainern abgefertigt werden. Auch unser Terminal im Hafen von Triest gewinnt zunehmend an Bedeutung und verbindet Ladungsströme zwischen dem östlichen Mittelmeer, der Adria sowie Mittel- und Osteuropa.

Wir investieren jedoch nicht nur in Bestehendes. Wir verstehen uns auch als Gestalter von innovativer und nachhaltiger Logistik. Mit HHLA Next verfügen wir seit Ende 2021 über eine eigene Innovationseinheit, die bereits erste Produkte wie zum Beispiel heyport am Markt platziert hat. HHLA Sky wurde im Jahr 2022 für den von ihr entwickelten Drohnenleitstand mit dem „German Innovation Award“ ausgezeichnet.

Darüber hinaus nehmen wir unsere Verantwortung für Mensch und Umwelt sehr ernst. Die tiefe Verankerung der Nachhaltigkeit in dem Geschäftsmodell der HHLA zeigt sich im hohen Erfüllungsgrad der EU-Taxonomieanforderungen, den wir in diesem Jahr erstmals ausweisen und welcher bei Umsatz, Investitionen und Betriebskosten bei über 80 Prozent liegt. Dieser Ansatz spiegelt sich auch in unserer Berichtsstruktur wider: Wir haben uns dafür entschieden, die Nachhaltigkeitsberichterstattung in den Konzernlagebericht zu überführen. Der Ihnen vorliegende zusammengefasste Lagebericht umfasst erstmals ausführliche Angaben zu den Aspekten Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmens­führung (Governance).

Unser langfristiges Ziel ist es, im gesamten HHLA-Konzern bis 2040 klimaneutral zu produzieren. Dafür arbeiten wir kontinuierlich an der Elektrifizierung von Prozessen und dem Einsatz von erneuerbaren Energien. Am Hamburger Container Terminal Altenwerder (CTA), der 2022 erneut als klimaneutrale Umschlaganlage zertifiziert wurde, stellen wir die AGV-Flotte sowie die Betankungsinfrastruktur weiter auf elektrische Antriebe um. Bereits 85 Prozent der Flotte werden elektrisch betrieben, die vollständige Umstellung wird 2023 abgeschlossen sein. Bei unseren Bahntransporten sparen wir durch den Einsatz von Ökostrom jährlich mehr als 65.000 Tonnen CO2-Emissionen ein. Zudem erproben wir den Einsatz wasserstoffbetriebener Geräte in der Hafenlogistik und haben dafür das Innovationscluster „Clean Port & Logistics“ gegründet. Gemeinsam mit Partnern entwickeln wir Lösungen, um wasserstoffbetriebene Schwerlastfahrzeuge und Terminalgeräte in kurzer Zeit zur Marktreife zu bringen.

Die Auszeichnung mit dem „Sustainable Impact Award“ (SIA) in der Kategorie „Impact on Earth“ im Herbst 2022 bestätigt uns in unserem Engagement. Gleichzeitig sehen wir die Auszeichnung als Motivation für weitere Anstrengungen in der Zukunft.

Unsere Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft beschränkt sich nicht nur auf die Entwicklung technischer Lösungen. Für uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Mit der Unterzeichnung der Charta der Vielfalt im Mai 2022 hat der Vorstand sein Engagement für Vielfalt und Inklusion in der Arbeitswelt der HHLA bekräftigt. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine gilt unsere große Sorge den Beschäftigten und ihren Angehörigen in Odessa. Durch starken Zusammenhalt, viel Engagement und schnelle Organisation konnten wir in kürzester Zeit einen Hilfsfond einrichten und Beschäftigte sowie deren Familien dabei unterstützen, in Deutschland vorübergehend ein Zuhause zu finden.

Bei allen Herausforderungen, die uns im vergangenen Jahr begegnet sind, werden unsere Aktionärinnen und Aktionäre von unseren Ergebnissen im Geschäftsjahr 2022 profitieren. Sofern die Hauptversammlung am 15. Juni 2023 zustimmt, werden wir eine Dividende in Höhe von 75 Cent je A-Aktie ausschütten.

Vor uns liegt ein weiteres herausforderndes Jahr 2023. Doch Logistiker zu sein, bedeutet auch immer Volatilität zu managen. In den vergangenen Jahren haben wir die Grundlagen geschaffen, um dieses Jahr mit Zuversicht und Mut anzugehen. Die HHLA gestaltet schon heute die Logistik der Zukunft, und unsere Investitionen in nachhaltige und innovative Geschäftsaktivitäten sind dafür unerlässlich. Wir werden diese weiter vorantreiben und alles daransetzen, um die Werthaltigkeit der HHLA zu steigern.

Ihre

Angela Titzrath – Vorstandsvorsitzende (Unterschrift)

Angela Titzrath
Vorsitzende des Vorstands

Automated Guided Vehicle (AGV)
Vollautomatisches, fahrerloses Transportfahrzeug, das auf dem HHLA Container Terminal Altenwerder die Container zwischen den Containerbrücken an der Wasserseite und dem Blocklager bewegt.
EBIT
Ergebnis vor Zinsen und Steuern
Hinterland
bezeichnet das Einzugsgebiet eines Hafens
Investitionen
Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen und als Finanzinvestition gehaltene Immobilien sowie in immaterielle Vermögenswerte
Standardcontainer
siehe TEU
Terminal
In der maritimen Logistik versteht man darunter eine Anlage für den Umschlag von Gütern auf verschiedene Verkehrsträger.

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