Ausblick auf das Branchenumfeld
Das Marktforschungsinstitut Drewry hat seine Prognose für den Weltcontainerumschlag angesichts des gesamtwirtschaftlichen Ausblicks nach unten angepasst und erwartet für 2023 einen geringen Zuwachs im Containeraufkommen der weltweiten Häfen von 0,8 %.
Für China, das wichtigste Fahrtgebiet für den Hamburger Hafen, erwartet Drewry 2023 nur einen geringfügigen Anstieg des Containerumschlags von 0,3 %. Eine nicht einschätzbare Unsicherheit im Ausblick Chinas liegt nach Einschätzung des Marktforschungsinstituts in dem Ende der Null-COVID-Politik Pekings im Dezember 2022. Die Aussichten für die europäischen Häfen deuten für 2023 auf eine verhaltene Erholung. Nach Schätzungen der Experten soll das Fahrtgebiet Europa im laufenden Jahr mit einer Rate von 2,1 % wachsen. Der Aufschwung schlägt sich in fast allen Teilgebieten nieder. Auch für die nordwesteuropäischen Häfen wird gegenüber 2022 eine leichte Erholung von 2,1 % im Containerumschlag erwartet.
Wachstumserwartung in % |
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2023 |
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Trend vs. 2022 |
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Welt |
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0,8 |
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Asien insgesamt |
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0,9 |
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China |
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0,3 |
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Europa insgesamt |
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2,1 |
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Nordwesteuropa |
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2,1 |
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Skandinavien und baltischer Raum |
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5,6 |
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Westliches Mittelmeer |
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0,6 |
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Östliches Mittelmeer und Schwarzes Meer |
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2,2 |
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Nachdem der Containerschifffahrtsmarkt durch die Pandemie eine turbulente Entwicklung genommen hat und vor allem in den vergangenen zwei Jahren durch außergewöhnlich hohe Frachtraten infolge hoher Transportnachfrage bei gleichzeitig erheblichen Kapazitäts- und Lieferengpässen geprägt war, wird die Branche nach Einschätzung von Drewry wieder in alte Verhaltensmuster fallen. Entgegen der Hoffnung, dass Konsolidierungen und die Allianzen dazu führen würden, dass die Reeder ihre Schiffskapazitäten proaktiv steuern würden, bevor der Containermarkt aus dem Ruder läuft, zeigte sich, dass die Branche nur dann auf die Kapazitäten einwirkt, wenn sie durch schwere Verluste dazu gezwungen wird. Nun, da die Nachfrage abflaut und sich die Situation im Containerverkehr entspannt, erscheint die Rekordauftragsflut der Jahre 2021 und 2022 noch übertriebener. Das Marktforschungsinstitut AXS Alphaliner erwartet, dass die Gesamtstellplatzkapazität der Flotte im Prognosezeitraum auf 28,1 Mio. TEU ansteigen wird (+ 8,2 %). Für 2023 wird die Auslieferung von 362 Schiffen mit einer Stellplatzkapazität von rund 2,5 Mio. TEU erwartet. Davon werden 32 Schiffe der 18.000+-TEU-Klasse angehören.
Angesichts nachlassender Nachfrage bei gleichzeitig massiven Kapazitätserweiterungen und dadurch weiter fallenden Frachtraten erwartet Drewry eine geringere Profitabilität bei den Reedern 2023. Während die Branche 2022 voraussichtlich 290 Mrd. US$ erwirtschaftet hat, geht man für das Jahr 2023 noch von einem kumulierten operativen Gewinn in Höhe von 15 Mrd. US$ aus.
Im Hinblick auf das weiterhin ungebrochene Schiffsgrößenwachstum und das damit verbundene erhöhte Mengenaufkommen pro Schiffsanlauf wird der Druck auf die Terminals und die Hinterlandtransportsysteme durch die Umschlagspitzen weiter zunehmen. Hingegen wird sich die durch den weltweit stark gestörten Containerlinienverkehr hervorgerufene Engpasssituation in den Häfen zusehends entspannen. Infolgedessen erwartet Drewry, dass sich die Produktivität in den Häfen weltweit in den kommenden Monaten spürbar verbessern wird.
Wachstumserwartung in % |
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2023 |
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Trend vs. 2022 |
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Transportaufkommen |
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- 0,1 |
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Straßenverkehr |
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- 0,2 |
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Eisenbahnverkehr |
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0,1 |
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Kombinierter Verkehr |
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2,2 |
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||||
Transportleistung |
|
0,6 |
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Straßenverkehr |
|
0,4 |
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Eisenbahnverkehr |
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1,0 |
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Kombinierter Verkehr |
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2,7 |
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Die jüngste Mittelfristprognose für den Güter- und Personenverkehr in Deutschland, die vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr auf der Grundlage der Daten vom Oktober 2022 herausgegeben wurde, sieht aufgrund der ungünstigen gesamtwirtschaftlichen Perspektiven für das Jahr 2023 eine annähernde Stagnation des gesamten deutschen Güterverkehrsaufkommen (nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine waren die Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Deutschlands weder absehbar noch prognostizierbar und konnten deshalb nicht berücksichtigt werden). In der Transportleistung – als Produkt aus Transportmenge und Transportentfernung – wird sich hingegen ein von den Experten erwartete leichter Anstieg in Höhe von 0,6 % bemerkbar machen. Mit Blick auf die einzelnen Verkehrsträger wird für den Straßengüterverkehr für 2023 im Transportaufkommen ein leichter Rückgang von 0,2 % und in der Transportleistung ein geringer Zuwachs von 0,4 % prognostiziert. Das Güteraufkommen auf der Schiene wird nahezu stagnieren. Die Transportleistung im Eisenbahnverkehr wird hingegen in 2023 mit 1,0 % wachsen. Gleichzeitig wird der Kombinierte Verkehr im laufenden Jahr voraussichtlich an Tempo gewinnen. Das Aufkommen wird um 2,2 % und die Leistung um 2,7 % zulegen.