Vorwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Jahr 2023 stellte die Weltwirtschaft vor große Herausforderungen. Der anhaltende Krieg in der Ukraine, die militärische Eskalation in Nahost, zunehmende geopolitische Spannungen, eine hohe Inflation und gestiegene Zinsen belasteten die Wirtschaft und bremsten die Erholung nach der Pandemie weiter aus. Im Jahresverlauf trübte sich die konjunkturelle Lage zunehmend ein, so dass sich das Wirtschaftswachstum in Deutschland zum Jahresende 2023 sogar rückläufig entwickelte.
In diesem schwierigen Umfeld hat die HHLA in Hamburg eines ihrer größten Transformationsprogramme seit Jahrzehnten unbeirrt vorangetrieben – in der Überzeugung, damit gerade jetzt in eine erfolgreiche Zukunft und die Resilienz ihres Geschäftsmodells zu investieren. So wird der größte Containerterminal Deutschlands am Burchardkai derzeit im laufenden Betrieb auf automatisierte Lagerkransysteme und automatisierten Horizontaltransport umgestellt. Parallel wird terminalübergreifend eine neue Steuerungssoftware zur Vernetzung aller Abfertigungsprozesse installiert, während die Zentralfunktionen ihre Abläufe weiter digitalisieren und am Wechsel auf die neue SAP-Generation S/4HANA arbeiten. Im vergangenen Jahr wurden zudem neue Wachstumsfelder sowie Nachhaltigkeitsinitiativen auf dem Weg zur Klimaneutralität vorangetrieben, aus unserer Sicht entscheidende Wettbewerbsfaktoren und Alleinstellungsmerkmale von morgen.
Während wegen der beschriebenen Konjunkturschwäche noch weniger Mengen umgeschlagen wurden als zum Jahresanfang erwartet, stiegen die Kosten für Material, Instandhaltung und Personal infolge der Inflation. Dies spiegelt sich im Ergebnis des Unternehmens in dieser Übergangsphase der Transformation deutlich wider. Auch für das Jahr 2024 bleiben die Prognosen der Wirtschaftsinstitute verhalten. Hinzu kommen Veränderungen in der Logistikbranche, wie zum Beispiel die Neuaufstellung der Reederei-Allianzen, die neue Herausforderungen, aber auch Chancen für die HHLA mit sich bringen.
Ungeachtet der herausfordernden Rahmenbedingungen hat die HHLA ihre Investitionen in die Modernisierung, in Nachhaltigkeitsinitiativen und neue Wachstumsfelder im Jahr 2023 konsequent vorangetrieben.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen galt es in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres auch die Ankündigung der Freien und Hansestadt Hamburg als Mehrheitseigentümerin der HHLA zu bewerten, das Unternehmen zukünftig über die Port of Hamburg Beteiligungsgesellschaft SE gemeinsam mit der Mediterranean Shipping Company (MSC) führen zu wollen. Im September 2023 erklärte die Stadt Hamburg dabei ihre Absicht, einen Anteil von 50,1 Prozent gegenüber MSC mit einem einen Anteil von bis zu 49,9 Prozent zu halten. Gemäß dieser Vereinbarung hat MSC unseren Aktionären im Oktober ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot unterbreitet, welches wir, der Vorstand der HHLA, gemeinsam mit dem Aufsichtsrat eingehend geprüft und im Rahmen einer begründeten Stellungnahme umfassend bewertet haben. Nach Abwägung vieler wichtiger Aspekte und unter Einbeziehung einer externen „Fairness Opinion“ haben Vorstand und Aufsichtsrat eine Annahme des Angebots empfohlen.
Eine Voraussetzung für diese Empfehlung war auch, dass es in Gesprächen mit der Stadt Hamburg und MSC gelungen ist, ein gemeinsames Verständnis zur langfristigen Absicherung der HHLA und ihres Geschäftsmodells zu erzielen. In einem dazu geschlossenen Vorvertrag erhielt die HHLA zahlreiche Zusagen: die Zuführung von zusätzlichem Eigenkapital in Höhe von 450 Millionen Euro zur Stärkung der begonnenen Transformation, maßgebliche Zusagen für die Beschäftigten, die Sicherung der Neutralität des Geschäftsmodells, der Strategie sowie der Investitionsplanung.
Vorbehaltlich aufschiebender Bedingungen, wie zum Beispiel der Zustimmung der Hamburgischen Bürgerschaft, soll die Transaktion Mitte des Jahres 2024 abgeschlossen werden. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts waren noch nicht alle Bedingungen erfüllt. Grundsätzlich werten wir das Angebot als Beleg für die Attraktivität der HHLA als europäisches Logistikunternehmen mit einem einzigartigen Netzwerk aus Seehafenterminals, Hinterlandanbindungen und Intermodal-Drehscheiben.
Jenseits aller konjunkturellen Erschwernisse hat die HHLA ihre unternehmerische Entwicklung auch 2023 konsequent vorangetrieben. So haben wir nicht nur neue Lagerkransysteme in Hamburg in Betrieb genommen, sondern auch eine neue digitale Lösung für die Zufahrt von Lkws an unseren Terminals entwickelt. In Tallinn wurde gemeinsam mit FERNRIDE ein innovatives System zum autonomen Fahren getestet. Und auch unsere Nachhaltigkeitsbestrebungen sind weiter vorangeschritten, indem wir über unsere Bahn-Tochtergesellschaft METRANS weitere Verbindungen in Europa anbieten, um so noch mehr Güter von der Straße auf die umweltfreundlichere Schiene zu verlagern. Zudem konnten wir gemeinsam mit unseren Partnern Arbeiten zur Landstromversorgung von Containerschiffen im Hamburger Hafen beginnen. Auf diese Weise arbeiten wir am Unternehmenserfolg von morgen und setzen auf die Entwicklung nachhaltiger und innovativer Lösungen für die Logistik der Zukunft. So schwierig unsichere Zeiten vieles machen, so sehr machen unsichere Zeiten auch vieles möglich.
Ihre
Angela Titzrath
Vorsitzende des Vorstands